Bonn Rhein-Sieg
Sommer 2018 und Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis
Wie steht es nach diesem Sommer um die Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis?
(rsk/ar) – Müssen auch landwirtschaftliche Betriebe aus dem Rhein-Sieg-Kreis finanzielle Unterstützung aus dem EU-Rettungspaket in Anspruch nehmen? Wie gehen die 1.125 Landwirte mit der massiven Trockenheit des Sommers um? Welche Auswirkungen hatte das Wetter auf das Getreide, die Milchviehhaltung und auf den Gemüse- und Obstbau?
„Wie wir wissen ist die Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis gut aufgestellt. Angesichts des außergewöhnlichen Sommers haben die hiesigen Verbraucherinnen und Verbraucher im Rhein-Sieg-Kreis jedoch großes Interesse zu erfahren, in welchem Maße die Dürre zu Einbußen in der Erzeugung von Lebensmitteln geführt hat“, erklärte Dr. Johannes Westarp, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Rhein-Sieg-Kreises.
Nach Einschätzung der Experten habe der Ackerbau nach einer Frostperiode im Februar und einem leicht verzögerten Vegetationsstart von einem ungewöhnlich warmen April profitiert. Dann aber kamen extreme Hitze und Trockenheit. Die Getreideernte konnte in der Region fast vier Wochen vor dem „üblichen Termin“ abgeschlossen werden – allerdings mit einem Ertragsrückgang zwischen 10 und 50 %. Im deutschlandweiten Vergleich sind die Einbußen aber zum Glück überschaubar, da der gute Start und eine ausreichende Wasserversorgung im April / Mai die Weichen stellten.
Während sich der Ertrag beim Winterraps trotz verstärktem Auftreten des Rapsglanzkäfers auf einem akzeptablen Niveau bewegt, muss bei den Zuckerrüben mit einem deutlich unterdurchschnittlichen Ergebnis gerechnet werden. Bei den Kartoffeln wird die massive Trockenheit voraussichtlich ebenfalls einen Ertragsrückgang von 10 bis 50 % zur Konsequenz haben.
"Das liebe Vieh"
Auch die ca. 200 Milchviehbetriebe im Rhein-Sieg-Kreis sind durch die Trockenheit und das knappe Grundfutter massiv betroffen. Doch nicht nur die Witterungsbedingungen machen den Betrieben zu schaffen. Die neue Verordnung zur Lagerung von Jauche, Gülle und Sickersäften erfordert sehr hohe Investitionen. Und das bei weiterhin kritischen Milchpreisen: Auch wenn bis zum Jahresende leichte Preissteigerungen erwartet werden, werden die Vollkosten voraussichtlich nur zu rund 90 % gedeckt. Dabei haben viele Milchviehhalter die Tiefpreisphase des Vorjahres noch nicht überstanden!
Inwieweit Landwirte aus dem Rhein-Sieg-Kreis die Förderung aus dem Rettungstopf in Anspruch nehmen müssen, bleibt abzuwarten.
Zahlen, Daten und Fakten zur Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis
Landwirte 1.125 Betriebe
Landwirtschaftliche Nutzfläche 45.840 ha
davon Dauergrünland 21.643 ha
davon Acker 24.197 ha
Getreide 9.598 ha
Mais 3.081 ha
Zuckerrüben 2.508 ha
Raps 1.231 ha
Ackerfutter 3.977 ha
Kern- und Steinobst 1.388 ha
Gemüse 638 ha
Erdbeeren 599 ha
Weinbau 18 ha
Tierhaltung
Rinder (incl. Kälber) 35.711
Schweine 6.236
Geflügel 77.662
Pferde 3.640
Schafe 6.553
Ziegen 464
(Quelle: Rhein-Sieg-Kreis, Agrarstrukturerhebung 2016)
Teilnahme der Landwirtschaft an Naturschutz-, Ausgleichs- oder Bioprogrammen
Ausgleichszulage 124 Betriebe 3.608 ha
Ausgleichszahlung 47 Betriebe 370 ha
Uferrandstreifen 16 Betriebe 24 ha
Sommerweidehaltung 121 Betriebe 3.361 ha
Extensivierung 83 Betriebe 3.593 ha
Ökolandbau 109 Betriebe 6.536 ha
Vielfältige Kulturen 45 Betriebe 3.150 ha
Blühstreifen 35 Betriebe 97 ha
Vertragsnaturschutz 184 Betriebe 1.420 h