Rund um Ostern
Rund ums Ei
Warum kommt Ostern ein Hase und kein Huhn? Weil Osterhase netter klingt als Osterhuhn? Warum gibt es angemalte Eier und keine bunten Kartoffeln? Weil auf Eiern die Farbe besser hält? Warum sind die Menschen an Ostern besser gelaunt als an Allerheiligen? Fragen über Fragen, die auch hier keine ultimativen Antworten finden, aber ein paar nicht ernst gemeinte Erläuterungen.
Woher kommt der Osterhase, was soll das Ei?
Überall, wo unklare Botschaften verkündet werden, ist meist auch Religion im Spiel. Eier galten schon in der frühen Antike (Babylon, Ägypten, Persien) als Symbol für Fruchtbarkeit und neues Leben. Und so lautet eine mögliche Erklärung, der Hase sei das Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Eostre gewesen. Dass Hasen sich gerne rapide vermehren ist bekannt und da Ostara, das Fest der Eostre, im Frühling gefeiert wurde und mit der Christianisierung später Ostern genannt wurde, bot sich der Hase naheliegend als ‚Wappentier‘ an. Er wurde zwar nicht gefragt, aber von der christlichen Kirche in deren etwas verschwommene Mythologie eingefügt. So kamen mit Osterhase und Osterei zwei verschiedene Themen zusammen und prägen seitdem das neuzeitliche Osterszenario. Ob das stimmt, weiß niemand. Aber was man nicht weiß, muss man eben glauben. Und für Glaubensfragen sind bekanntlich die alten weißen Männer aus den Vorstandsetagen der katholischen Kirche zuständig.
So richtig populär wurde der Osterhase aber erst in der Neuzeit. Jetzt tauchte er auf Zeichnungen, Bildern und in Märchenbüchern auf. In schickes Stanniol gekleidet, aus Schokolade und Marzipan trat er später seinen kommerziellen Siegeszug an. Seitdem grinst er uns direkt ab Aschermittwoch bei ALDI und LIDL etc. aus den Regalen an.
Warum Ostereier suchen?
Am Ostersonntag werden Eier gesucht. Warum nicht Aachener Printen oder vegane Frikadellen? Weil es halt so Brauch ist und Bräuche haben besonders im Rheinland etwas unerklärbar Zähes: Dreimal hintereinander durchgezogen ist es schon Tradition, ab dem vierten Jahr ist es unausrottbares Brauchtum.
Warum Ostereier überhaupt gesucht und versteckt werden, kann auch in keiner Talkshow erklärt werden. Im Supermarkt muss man sie ja nicht suchen, dort stehen sie in gebührender Entfernung von den Schoko-Eiern im Sechser- oder Zwölferpack, sortiert nach Freiland- und gestempelten Legebatterie-Hühnern.
Das Verschenken von Eiern soll einer heidnischen Tradition entsprungen sein. Heidnische Traditionen waren der Kirche aber immer suspekt. Sie versuchte sie entweder auszurotten oder noch besser: Sie übernahm sie und präsentierte sie als eigene ‚Verkaufsmarke‘. Also gab sie der Ostereier-Suche ihren Segen. Wem das alles zu mystisch klingt, der frage doch einen Psychologen. Dessen Antwort könnte lauten: „Mystisch? Über ‚mystisch‘ müsst ich mal drüber nachdenken“.
Wieso bunte Ostereier?
Ein farbiges Ei sieht nun mal hübscher aus als ein vom Hühner-Schiss bekleckertes weißes oder langweiliges braunes Ei. Lange vor der Einführung des kirchlichen Osterfestes wurden Eier geschmückt und wer es sich leisten konnte, wickelte die Eier in Blattgold ein. In Juwelierläden werden Schmuckeier von Fabergé für Unsummen verkauft.
Auch über die Entstehung gefärbter Eier gibt es natürlich eine kirchliche Legende: Angeblich ging nach Christi Auferstehung Maria Magdalena zum römischen Kaiser, um ihm von diesem Wunder zu berichten. Der Kaiser hielt das jedoch für Unfug und meinte, Christus sei genau so wenig auferstanden wie die frisch gelegten Eier eine rote Schale hätten. In diesem Moment färbten sich die Eier vor seinen Augen rot, um die Wiederauferstehung zu bezeugen. Ob die Geschichte stimmt und ob Maria Magdalena in diesem Moment selber rot wurde, lässt sich nicht belegen. Aber dass die christliche Kirche schon lange für erfundene oder phantasierte nette Stories gut ist, würde ich jederzeit bezeugen und manchmal ärgere ich mich, dass mir selbst ein solcher “Dress-Verzäll“ nicht eingefallen ist.
Und aufgepasst: Ab Osterdienstag liegt der erste Spekulatius bei den Discountern. Achtet auf das Haltbarkeitsdatum: Letztes Jahr war nämlich auch Weihnachten.
Ich wünsche meiner geneigten Leserschaft bunte Ostertage, keinen Stress und vorsichtigen Umgang mit Eiern.
30.03 2024